03.05.24 – Pioniere in Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit

Gebr. Otto hat Antworten auf die Themen der Techtextil

Die Dietheimer Garnspinnerei Gebr. Otto beendete am 26. April 2024 erfolgreich die Techtextil, ihre wichtigste Messe des Jahres. Auf dem BW-i Gemeinschaftsstand präsentierte das Unternehmen neuste Entwicklungen, darunter ein zusammen mit Kelheim Fibres entwickeltes Konzept für nachhaltige Periodenunterwäsche, eine Garnmischung aus Baumwolle und Hanf sowie die Zusammenarbeit mit dem Recycling-Atelier des ITA Augsburg.

Techtextil.jpg

Ein gemeinsames Lächeln für den Fotografen: Nur selten möglich, denn das Otto-Messe-Team mit Robin Baumann, Geschäftsführer Andreas Merkel und Verkaufsleiter Werner Jochum (von links) durfte viele Besucher empfangen. © Gebr. Otto

 
BW-i.jpg

Geballte textile Kompetenz am Stand des BW-i. © Gebr. Otto

 
Alle Bilder anzeigen

Das Otto-Messe-Team zieht ein positives Fazit: Es gab zahlreiche Besucher an allen Messetagen und Aufträge für Bemusterungen sowie neue Projektanfragen zum Mit-nach-Hause-Nehmen. Ministerialdirektor Michael Kleiner vom baden-württembergischen Wirtschaftsministerium ließ sich von Geschäftsführer Andreas Merkel die Highlights des Otto-Portfolios vorstellen.

Kreislaufwirtschaft als zentrales Thema

„Kreislaufwirtschaft war Gegenstand der meisten Gespräche“, sagt Andreas Merkel, Geschäftsführer von Gebr. Otto. „Wir widmen uns diesem Thema speziell in Zusammenarbeit mit dem Recycling-Atelier ITA Augsburg. In einem Projekt arbeiten wir an der Entwicklung eines Baumwollgarns, das zu 50 % aus Post-Consumer-Recycling-Baumwolle, kurz PCR-Baumwolle besteht.“ Absolut überzeugend ist der ökologische Nutzen einer solchen Entwicklung: Im Vergleich zu einem Kilo neuer Baumwolle erfordert ein Ringgarn mit 50 % PCR-Anteil nur rund einen Bruchteil des Wassers und der Energie, die für neue Rohware nötig wäre.

Ganz simpel ist das Verarbeiten von recycelten Fasern indes nicht, denn die weisen ganz andere Eigenschaften auf als Virgin-Baumwolle. Insbesondere sind die recycelten Fasern deutlich kürzer. Sie haben eine andere Oberflächenstruktur und dadurch andere Haft- und Gleiteigenschaften. Eine Herausforderung lautet, dem Vorgarn die richtige Drehung mitzugeben, so dass in der Ringspinnerei keine Fehlverzüge entstehen. „An der technischen Umsetzung für die Spinnerei und die Spinnereivorbereitung arbeiten wir derzeit“, erklärt Andreas Merkel. „Für zwei Garnstärken haben wir schon erfreulich gute Ergebnisse erzielt.“

Von Haus aus nachhaltig

Dem Thema Recycling widmet sich Gebr. Otto bereits seit langem – bisher indes nur im Bereich pre-consumer waste. Die Otto-Garninnovation „recot2“ besteht zu 25 % aus recycelter und zu 75 % aus GOTS-zertifizierter Virgin-Bio-Baumwolle. Das spart auf ein Kilogramm „recot2“-Textilien rund 5.000 l (virtuelles) Wasser. Beim wiederverwerteten Material handelt es sich bei recot2 beispielsweise um Webkanten und Spulenreste. Auf den Markt gebracht hat Gebr. Otto dieses Garn bereits vor 15 Jahren. „Im Markt aktiv nachgefragt wird das Recycling-Garn allerdings erst seit einigen Jahren“, sagt Andreas Merkel. Mittlerweile kommt es bei namhaften Wäsche- und Bekleidungsherstellern zum Einsatz und verhält sich, so die Kunden, nicht anders als ein Baumwollgarn aus neuen Fasern.

Regionalität ist Trumpf, Teil 1: Innovationspartnerschaft mit Kelheim

Gemeinsam mit dem bayrischen Faserspezialisten Kelheim Fibres hat Gebr. Otto ein Konzept für nachhaltige wie leistungsfähige Periodenunterwäsche entwickelt. Dabei kommen biobasierte Materialien zum Einsatz, die sich durch hervorragende Performancewerte auszeichnen. Die eingesetzten verschiedenen Viskosespezialfasern stammen von Kelheim. In der jeweils passenden Zusammensetzung verspinnt sie Gebr. Otto. „Aufgrund der Anforderungen und der Testergebnisse, die Kelheim für die verschiedenen Schichten der Panty ermittelt hat, entwickeln wir unsere Garnmischungen“, erklärt Andreas Merkel, Geschäftsführer von Gebr. Otto. „Auf kurzfristige Anforderungen, auch für Spezialanfragen von Wäsche-Brands, also den Verwendern, können wir binnen kurzer Zeit die gewünschten Garne liefern.“

Regionalität ist Trumpf, Teil 2: Baumwolle-Hanf Mischung

Eine Neuheit, an der Gebr. Otto tüftelt, ist eine Mischung aus Bio-Baumwolle und nativem Hanf aus Deutschland. „An sich gibt es Fasern aus Hanf schon lange“, erklärt Andreas Merkel. „Die Faser ist etwas gröber und ‚störrischer‘ als Baumwolle.“ Mit einem neuen Aufschlussverfahren – vorgenommen durch einen regionalen Partner – kann Otto den Hanf nun mit langstapeliger Bio-Baumwolle verspinnen. „Wir konnten gute Garnwerte erreichen und haben auf der Techtextil verschiedene Anfragen zur Bemusterung bekommen.“ Eingesetzt wird die neue Hanf-Baumwoll-Mischung für Gestricke genauso wie Gewebe oder im Sockenbereich.

Positiv in schwierigen Zeiten

„Wir hatten über alle Messetage eine sehr hohe Frequenz an Besuchern auf unserem Stand“, sagt Andreas Merkel. „Wir konnten direkt vor Ort einige Abschlüsse erzielen. Außerdem haben wir Aufträge für Bemusterungen und Anfragen für Projekte mit nach Hause genommen“, fasst Merkel zusammen. „Das darf allerdings über die schwierige Marktlage nicht hinwegtäuschen: Wir erleben eine Zeit hoher Kaufzurückhaltung, sehen Insolvenzen von Marktbegleitern und Partnern. Auch wir von Gebr. Otto verzeichnen im Vergleich zum Vorjahr einen Umsatz- und Mengenrückgang. Wir sind allerdings auf einem sehr hohen Niveau gestartet, was bedeutet, dass wir auch heute profitabel arbeiten können.“